Mittwoch, 5. Juni 2013

Meine Impressionen über das KZ Dachau

Auf meiner Klassenfahrt vor ein paar Wochen waren wir in Dachau und ich dachte mal, ich sollte meine Eindrücke darüber mit euch teilen...

Stell dir eine Steinwüste vor. Stell dir vor, du stehst in der Mitte und egal in welche Richtung du siehst Steine. Steine, dahinter langgezogene Baracken, zwischen denen sich ein Streifen Steinwüste hunderte Meter weit ausdehnt.
Wenn man durch dieses Tor geht, im Vorbeigehen "Arbeit macht Frei" liest und sich fragt, wie es wohl war, nicht zu wissen, ob man jemals wieder herauskommen würde hat man definitiv einen Kloß im Hals, den man nicht mehr so schnell loswird.

Es war hart, aber auch nicht so, dass ich Tränenüberflutet wieder herausgekommen wäre. Und Trotzdem, wenn ich mich an den Tag erinnere, sehe ich sofort dieses riesige Mahnmal vor mir, dass aussieht wie dutzende von Leichen, das an die Menschen erinnern soll, die damals lieber in den Zaun gerannt sind, als durch Arbeit zu sterben.

Das Schlimmste dort war für mich allerdings, das ich kaum etwas aus Dachau mitnehmen konnte, außer dieser riesigen Steinwüste in meinem Kopf. Das andere, was mir im Kopf hängen geblieben ist war der Film eines amerikanischen Soldaten, der nach der Befreiung die Leichenberge gefilmt hat, was mich unglaublich getroffen hat, aber das wars auch schon.

Ich bin wirklich nicht gefühlslos, glaubt mir, aber wir hatten nicht die Zeit, Dachau wirklich auf uns wirken zu lassen, dafür hat eine tolle *Ironie aus* Führung gesorgt. Glaubt mir, ein stundenlanger Vortrag über die Klammotten der Häftlinge macht das nicht besser.

Was wir bei der Führung erzählt bekommen haben war aber, dass...
-Dachau vor dem Konzentrationslager eine Munitionsfabrik war
-heute Leute ihre Hunde auf dem Gelände auführen
-die Suppe schon kalt war, wenn die jüdischen Häftlinge sie bekommen haben, bei den politischen deutschen Gefangenen aber noch warm war
-für die russische Kapelle, die heute auf dem Gelände steht, extra die Erde und das Holz aus Russland kamen
-die Betten immer kleiner geworden sind und wie genau sie sich verändert haben (ist ja schon klar dass es immer voller wurde, ne?)

glaubt mir, die Liste könnte ich noch ein paar Seiten weiterführen, aber ganz ehrlich: Warum? 
Will ich wissen, dass die Häftlinge am Anfang noch weiße Klammotten trugen oder will ich wissen, was damals in Dachau geschehen ist und wie es für die Gefangenen dort war?

Der Typ, der uns herumgeführt hat, hat aber nicht nur das wesentliche völlig unter den Tisch fallen lassen, er hat auch angefangen, alles extrem zu verharmlosen...

Zum Beispiel sei nicht bewiesen, ob in Dachau Leute vergaßt wurden. Okay, sie wurden nicht zu hunderten vergast wie in Auschwitz, aber selbst Zeitzeugen haben berichtet, dass "Testgruppen" vergaßt wurden, braucht man noch mehr Beweise?

Die "Führung" hätte man ruhig auf ein paar Sätze kürzen können, also wenn ihr dort seit, tut euch selbst den Gefallen und geht einfach durch die Ausstellung..

LG Anna

8 Kommentare:

  1. Ich war vor ein paar Monaten mit meinem Geschichtskurs in Buchenwald.
    Ich stand dann vor einer Gedenktafel für die toten Zeugen Jehovas und musste anfangen mit Weinen, da mein Uropa einer war und ich ihn so geliebt habe und schrecklich vermisse. Mir ist da deutlich geworden, dass ich gar nichts über seine Vergangenheit weiß. Ich stand dort und habe mich mal von meiner Gruppe ausgeklammert, wo die Lehrerin gerade war erzählt hat.
    Das ganze ist sehr beklemmend, egal wo man sich sowas anschaut. Ich war schon in Bergen-Belsen und in meiner Geburtsstadt, wo ich auch zur Schule gehe ist direkt das Gedenklager zum KZ Mittelbau-Dora, dass genau hier bei uns war. Erschreckend.
    Was ich aber auch ganz schlimm finde, waren die ausländischen Touristen in Buchenwald, die alles fotografiert haben. So was muss doch nun wirklich nicht sein. Was wollen sie denn damit? Ins Fotoalbum kleben? Sowas muss man auf sich wirken lassen und im Gedächtnis behalten und nicht auf Papier abdrucken.

    Alles Liebe, Sophie

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    1. In Dachau ist heute sogar auf dem großteil des Geländes eine Polizeischule und die Leute führen sogar ihr Hunde da aus -.-

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  2. Ich war am ersten Tag nach den Osterferien mit meiner Klasse ebenfalls im KZ Dachau, hatte aber überhaupt kein Bedürfnis hinzugehen, da ich bereits vor meinem Umzug im KZ Sachsenhausen gewesen bin und ich die Atmosphäre so schlimm und beklemmend fand, dass ich auch einen riesigen Kloß im Hals hatte.

    Und durch dieses Tor zu gehen war das schlimmste von allem!!
    Trotzdem denke ich, sollte jeder in seinem Leben wenigstens einmal ein KZ besucht haben, denn ob wir wollen oder nicht, es gehört zu unserer Geschichte.

    Aber mir scheint, dass wir den gleichen Laberphilosophen als Führer hatten!! Der war wirklich anstrengend! Hat der so schnell gesprochen??

    Und nun etwas Erfreuliches:
    Ich hab euch einen Award verliehen :):

    http://von-der-muse-gekuesst.blogspot.de/2013/06/one-lovely-blog-award.html

    Dann noch einen schönen Abend :)! <3
    Clärchen

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    1. Jaaa, dann hatten wir definitiv den gleichen Typen, der uns rumgeführt hat, bei uns war er sogar noch so "freundlich" die Führung eine komplette Stunde länger zu machen -.-
      Danke für den Award :D

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  3. Ich habe mal in Buchenwald eine Führung mitgemacht und ich kann dir sagen, dass dort absolut nichts verheimlicht wurde. Es war mehr als erschreckend! Schon durch das Tor zu treten, mit dieser Inschrift. Oh man. Aber ich gebe dir Recht: So eine Führung wie diese in Dachau braucht wirklich keiner.

    LG
    Anja

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    1. Die Führung war wirklich einfach nur überflüssig, dann noch 5 Stunden lang und ohne Frühstück davor... naja, die Klassenfahrt war sowieso im Eimer :[

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  4. Schon dein Text hier macht mich total betroffen :/.
    Wir waren bis jetzt mit unserer Klasse auch einmal in einem KZ, nämlich Sachsenhausen und schon wenn ich den Spruch "Arbeit macht frei" lese, kriege ich die Krise.
    Wie können Menschen anderen Menschen nur so etwas antun?

    Dass der Typ, der die Führung gemacht hat, ("Führer" wäre hier irgendwie zweideutig gewesen) alles verharmlost hat, finde ich nicht gut. Immerhin schaut man sich die KZs heute noch zur Abschreckung an, damit so etwas nicht wieder passiert und damit die Jugendlichen über die Geschichte aufgeklärt werden, und dann wird einem eingeredet, es wäre alles nicht so schlimm gewesen?
    *kopfschüttel*

    Auf jeden Fall ein interessanter, mal etwas anderer Post.

    LG
    Charlie

    PS: Wow, bei den Top-Kommentatoren habe ich ja einen riesigen Vorsprung :D. Ist mir grad nur so aufgefallen ^^

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    1. Das ist es eben mit der Menschlichkeit. Ein vernünftiger Mensch alleine würde so etwas niemals zulassen, aber wenn er dann plötzlich in der Masse ist, kann man die Verantwortung auf andere schieben kann, man selbst ist dann ja nicht daran schuld und kann ja nichts dafür, warum sollte man den etwas dagegen unternehmen wenn man selbst nicht betroffen ist?
      Soetwas macht mch auch unglaublich wütend, im Geschiuntterricht hatten wir dazu einen Text von Martin Niemöller, dass ich wirklich treffend finde:

      Als sie die ersten Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; denn ich war kein Kommunist. Als sie die ersten Juden holten, habe ich geschwiegen; denn ich war kein Jude. Als sie die ersten Katholiken holten, habe ich geschwiegen; denn ich war kein Katholik. Als sie mich holten, war niemand mehr da, der seine Stimme hätte erheben können.

      Ja, ich bin auch dazu dass man einfach das englische "guide" übernimmt, und zwar so schnell wie möglich.

      Ja Charlie, du bist eben eine Kommentar-Marathon-Läuferin :)

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Wir freuen uns wie zwei Kekse über jeden Kommi, also versüßt uns den Tag ein wenig ;D
LG Anna und Hannah