Autor: Manfred Theisen
Genre: Roman
Verlag: cbj
Seiten: 285 (einschließlich Glossar und Nachwort)
Preis: 7,99 Euro
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Klappentext:
Fritz verbringt die Sommerferien im Lebensborn, wo sein Vater leitender
Arzt ist. Durch ihn weiß Fritz Bescheid: dass die Juden schlecht sind
und die arische Rasse schnell vermehrt werden muss. Doch dann kommen ihm
allmählich Zweifel, schließlich ist seine große Liebe Maria ganz
anderer Meinung. Als Aniela, Marias ältere Schwester, ihr behindertes
Kind nach der Geburt abgeben soll, muss Fritz eine folgenschwere
Entscheidung treffen.
Aufmachung:
Es ist einfach gehalten und zeichnet sich auch dadurch aus. Das verschwommene Bild im Hintergrund finde ich sehr passend und interprätiere spontan mal, dass es Schein und propaganda signalisieren soll.
Random Zitat:
Er sucht ein bestimmtes Buch im Regal hinter dem Schreibtisch. Dann kehrt er damit zurück: Romeo und Julia. Ich kenne die geschichte nur vom Hörensagen. „Wenn du das Liest wirst du verstehen, dass die Liebe zu einer Frau dich in den Untergang treiben kann. Die Liebe zum Führer ist die einzige, die uns Männer weiterbringt. Sie macht uns zwar auch besinnungslos vor Glück, aber der Führer ist treu und wiederspricht sich nicht. (...)" ... „Dieses Theaterstück enthält sehr viel Weisheit. Am Ende vertragen sich die beiden Familien aus denen die Kinder stammen."
„Warum?"
„Weil jede der beiden italienischen Familien, die bislang so verfeindet waren, mit Romeo und Julia einen Nachkommen verloren hat - und sie haben Angst, weitere Kinder zu verlieren. Die Liebe hat die Kinder getötet." (S. 172/173)
Ich lasse das mal so stehen und wäre hier sehr gespannt auf eure Meinung dazu!
Zum Buch:
Ich habe großen Respekt vor dem Thema und bin auf jeden Fall dafür, dass man sich informiert, möchte mich jedoch im Vorhinen davon distanzieren, da ich über kein großes Fachwissen verfüge. Meine Erwartungen an das Buch waren:
Ein Jugendbuch mit einem ernsten Thema, ordentliche Recherche, eine interessante Geschichte über Einsicht, eigenständiges Denken und die erste Liebe, die man auch ohne Vorwissen lesen und verstehen kann. Das alles sollte nicht wie ein Sachbuch klingen, einen angemessenen Schreibstil haben und einigermaßen Jugendfreundlich sein, aber trotzdem auch harte Fakten nahe bringen.
Ich wurde überrascht. Ohne Fehl und Makel ist definitiv gut recherchiert mit ausführlichem Glossar und einem ca. 20- Seitigen Nachwort.
Der Ort des Geschhehens und die Hauptfiguren sind erfunden, die Umstände aus verschiedenen (damals wirklich existierenden) Lebensbornheimen und ihrer Umgebung zusammengetragen, aber natürlich sind die offiziellen geschichtlichen Daten und Namen, die man kennen sollte (oder kennen lernt) geblieben. Durch das Glossar kann man das Buch mit Sicherheit ohne viel Vorwissen lesen, allerdings muss man sehr aufmerksam sein, um alle Kritikpunkte zu erkennen (also, außer den wichtigen und offensichtlichen), da Fritz, der aus der Ich- Perspektive erzählt, im Sinne des "Führers" erzogen wurde und anfangs kaum Zweifel hegt. Außerdem behandelt das Buch mit dem Thema Lebensbornheime eines, dass mit ziemlicher Sicherheit in keinem Lehrplan steht.
Wie ich jetzt schon erwähnt habe, erzählt der 14-jährige Fritz seine Geschichte aus der Ich- Perspektive weitestgehend unkritisch, unwissend und in Gegenwartsform. Er verliebt sich in Maria, die in dem Lebensborn mit ihrer Mutter arbeitet. Ihre Schwester bringt dort ein behindertes Kind zur Welt. Die Familie kommt aus Luxemburg, wo nach dem Westfeldzug 1940 (bei dem ebenfalls die Niederlande und Belgien überfallen wurden) das Lebensbornheim errichtet wurde. Das Kind soll "an einen besseren Ort kommen" und Maria versucht Fritz die Augen zu öffen, doch Fritz ist extrem naiv und begriffsstutzig.
Sein Vater leitet das Lebensbornheim und untersteht damit der SS. Er ist trotz Gehorsam und autoritärer und grausamer Erziehungsmethoden ein liebender Vater und das macht die Geschichte umso ungeheuerlicher und trauriger.
Das Buch erzählt von einem unglaublich normalen Leben unter Hitler Regime, verdeutlicht die Ideologie und Konsequenz dieser Zeit. Alles ist sehr Faktengetreu und interessant,
glaubhaft, der Schreibstil ist passend und wirkt extrem naiv, was mich nebenbei in den Wahnsinn getrieben hat, aber einfach dazu gehört.
Was mir ein bisschen fehlte, war Fantasie. Ich erwarte nicht, dass man sich direkt eine Elfe oder etwas ähnliches dazu ausdenkt, aber die Liebesgeschichte wirkte sehr trocken und mehr wie ein Mittel zum Zweck. Daneben waren alle Charaktere nur mit Geschichtsrelevanten Nebensächlichkeiten versehen, also alles Nebensächliche recht oberflächlich, bringt aber doch Moral und die Frage nach richtig und falsch auf den Tisch und bescchäftigt sich damit.
Das Buch ist sehr informativ und nicht schlecht geschrieben und irgendwie hat es mich auch mitgenommen, aber nicht mitgerissen, es hat mich schockiert, aber nicht getroffen, weil mir der Bezug zu Figur oder Umständen vollständig fehlt. Ich musste es immer mal weglegen, um zu schlucken, was ich gelesen habe, aber das war rein faktisch und weil Fritz so gar nichts kapiert.
Ihn selbst habe ich erst gegen Ende des Buches wenigstens ein bisschen gemocht und ein bisschen Verständnis für ihn aufgebracht.
Ich habe großen Respekt vor dem Thema und bin auf jeden Fall dafür, dass man sich informiert, möchte mich jedoch im Vorhinen davon distanzieren, da ich über kein großes Fachwissen verfüge. Meine Erwartungen an das Buch waren:
Ein Jugendbuch mit einem ernsten Thema, ordentliche Recherche, eine interessante Geschichte über Einsicht, eigenständiges Denken und die erste Liebe, die man auch ohne Vorwissen lesen und verstehen kann. Das alles sollte nicht wie ein Sachbuch klingen, einen angemessenen Schreibstil haben und einigermaßen Jugendfreundlich sein, aber trotzdem auch harte Fakten nahe bringen.
Ich wurde überrascht. Ohne Fehl und Makel ist definitiv gut recherchiert mit ausführlichem Glossar und einem ca. 20- Seitigen Nachwort.
Der Ort des Geschhehens und die Hauptfiguren sind erfunden, die Umstände aus verschiedenen (damals wirklich existierenden) Lebensbornheimen und ihrer Umgebung zusammengetragen, aber natürlich sind die offiziellen geschichtlichen Daten und Namen, die man kennen sollte (oder kennen lernt) geblieben. Durch das Glossar kann man das Buch mit Sicherheit ohne viel Vorwissen lesen, allerdings muss man sehr aufmerksam sein, um alle Kritikpunkte zu erkennen (also, außer den wichtigen und offensichtlichen), da Fritz, der aus der Ich- Perspektive erzählt, im Sinne des "Führers" erzogen wurde und anfangs kaum Zweifel hegt. Außerdem behandelt das Buch mit dem Thema Lebensbornheime eines, dass mit ziemlicher Sicherheit in keinem Lehrplan steht.
Wie ich jetzt schon erwähnt habe, erzählt der 14-jährige Fritz seine Geschichte aus der Ich- Perspektive weitestgehend unkritisch, unwissend und in Gegenwartsform. Er verliebt sich in Maria, die in dem Lebensborn mit ihrer Mutter arbeitet. Ihre Schwester bringt dort ein behindertes Kind zur Welt. Die Familie kommt aus Luxemburg, wo nach dem Westfeldzug 1940 (bei dem ebenfalls die Niederlande und Belgien überfallen wurden) das Lebensbornheim errichtet wurde. Das Kind soll "an einen besseren Ort kommen" und Maria versucht Fritz die Augen zu öffen, doch Fritz ist extrem naiv und begriffsstutzig.
Sein Vater leitet das Lebensbornheim und untersteht damit der SS. Er ist trotz Gehorsam und autoritärer und grausamer Erziehungsmethoden ein liebender Vater und das macht die Geschichte umso ungeheuerlicher und trauriger.
Das Buch erzählt von einem unglaublich normalen Leben unter Hitler Regime, verdeutlicht die Ideologie und Konsequenz dieser Zeit. Alles ist sehr Faktengetreu und interessant,
glaubhaft, der Schreibstil ist passend und wirkt extrem naiv, was mich nebenbei in den Wahnsinn getrieben hat, aber einfach dazu gehört.
Was mir ein bisschen fehlte, war Fantasie. Ich erwarte nicht, dass man sich direkt eine Elfe oder etwas ähnliches dazu ausdenkt, aber die Liebesgeschichte wirkte sehr trocken und mehr wie ein Mittel zum Zweck. Daneben waren alle Charaktere nur mit Geschichtsrelevanten Nebensächlichkeiten versehen, also alles Nebensächliche recht oberflächlich, bringt aber doch Moral und die Frage nach richtig und falsch auf den Tisch und bescchäftigt sich damit.
Das Buch ist sehr informativ und nicht schlecht geschrieben und irgendwie hat es mich auch mitgenommen, aber nicht mitgerissen, es hat mich schockiert, aber nicht getroffen, weil mir der Bezug zu Figur oder Umständen vollständig fehlt. Ich musste es immer mal weglegen, um zu schlucken, was ich gelesen habe, aber das war rein faktisch und weil Fritz so gar nichts kapiert.
Ihn selbst habe ich erst gegen Ende des Buches wenigstens ein bisschen gemocht und ein bisschen Verständnis für ihn aufgebracht.
Ich habe ähnliche Gefühle bei dem Buch gehabt, aber fand gerade das gut. Eigentlich ist es ein Buch über einen Jungen, dem man seit seiner Geburt eingeredet hat, dass er behindert ist. Er glaubt es ja selbst auch, geistig träge zu sein. Als er dann von seinem Vater erfährt, dass er ganz "normal" ist, fragt man sich als Leser: Wie konntest du nur glauben, dass Fritz dumm ist. Nur weil die anderen im Roman das behaupten? Und waren die meisten Leute damals nicht auch naiv? Die meisten Leute haben doch die Lügen mitgemacht, ohne sie zu durchschauen. Das hat mich mitgerissen. Ich fand es auch super, weil mir klar wurde, wie wir manchmal Menschen erst zu Dummköpfen machen, nur weil wir immer sagen, dass der Mensch dumm ist. Es ist unglaublich gut in dem Buch gemacht. Die ganzen Deutschen waren doch scheinbar dumm gewesen, aber sie haben es damals nicht gemerkt.
AntwortenLöschenstimmt, aber das ist ein ziemlicher Spoiler. Ich habe mich eigentlich kaum an den Gedanken, dass Fritz dumm ist, gewöhnt, als das Buch mir schon eröffnet hat, dass er es gar nicht ist. Dass andere das über ihn so denken spürt man auch nicht, nur er selbst wiederholt es immer wieder, deswegen war es für mich nicht so zentral.
AntwortenLöschenWahrscheinlich waren damals viele Menschen naiv, aber einige haben wirklich daran geglaubt oder die Augen davor verschlossen, oder hatten einfach Angst.