Auf meiner Klassenfahrt vor ein paar Wochen waren wir in Dachau und ich dachte mal, ich sollte meine Eindrücke darüber mit euch teilen...
Stell dir eine Steinwüste vor. Stell dir vor, du stehst in der Mitte und egal in welche Richtung du siehst Steine. Steine, dahinter langgezogene Baracken, zwischen denen sich ein Streifen Steinwüste hunderte Meter weit ausdehnt.
Wenn man durch dieses Tor geht, im Vorbeigehen "Arbeit macht Frei" liest und sich fragt, wie es wohl war, nicht zu wissen, ob man jemals wieder herauskommen würde hat man definitiv einen Kloß im Hals, den man nicht mehr so schnell loswird.
Es war hart, aber auch nicht so, dass ich Tränenüberflutet wieder herausgekommen wäre. Und Trotzdem, wenn ich mich an den Tag erinnere, sehe ich sofort dieses riesige Mahnmal vor mir, dass aussieht wie dutzende von Leichen, das an die Menschen erinnern soll, die damals lieber in den Zaun gerannt sind, als durch Arbeit zu sterben.
Das Schlimmste dort war für mich allerdings, das ich kaum etwas aus Dachau mitnehmen konnte, außer dieser riesigen Steinwüste in meinem Kopf. Das andere, was mir im Kopf hängen geblieben ist war der Film eines amerikanischen Soldaten, der nach der Befreiung die Leichenberge gefilmt hat, was mich unglaublich getroffen hat, aber das wars auch schon.
Ich bin wirklich nicht gefühlslos, glaubt mir, aber wir hatten nicht die Zeit, Dachau wirklich auf uns wirken zu lassen, dafür hat eine tolle *Ironie aus* Führung gesorgt. Glaubt mir, ein stundenlanger Vortrag über die Klammotten der Häftlinge macht das nicht besser.
Was wir bei der Führung erzählt bekommen haben war aber, dass...
-Dachau vor dem Konzentrationslager eine Munitionsfabrik war
-heute Leute ihre Hunde auf dem Gelände auführen
-die Suppe schon kalt war, wenn die jüdischen Häftlinge sie bekommen haben, bei den politischen deutschen Gefangenen aber noch warm war
-für die russische Kapelle, die heute auf dem Gelände steht, extra die Erde und das Holz aus Russland kamen
-die Betten immer kleiner geworden sind und wie genau sie sich verändert haben (ist ja schon klar dass es immer voller wurde, ne?)
glaubt mir, die Liste könnte ich noch ein paar Seiten weiterführen, aber ganz ehrlich: Warum?
Will ich wissen, dass die Häftlinge am Anfang noch weiße Klammotten trugen oder will ich wissen, was damals in Dachau geschehen ist und wie es für die Gefangenen dort war?
Der Typ, der uns herumgeführt hat, hat aber nicht nur das wesentliche völlig unter den Tisch fallen lassen, er hat auch angefangen, alles extrem zu verharmlosen...
Zum Beispiel sei nicht bewiesen, ob in Dachau Leute vergaßt wurden. Okay, sie wurden nicht zu hunderten vergast wie in Auschwitz, aber selbst Zeitzeugen haben berichtet, dass "Testgruppen" vergaßt wurden, braucht man noch mehr Beweise?
Die "Führung" hätte man ruhig auf ein paar Sätze kürzen können, also wenn ihr dort seit, tut euch selbst den Gefallen und geht einfach durch die Ausstellung..
LG Anna