Samstag, 26. Oktober 2013

*Buchrezension* Wo Schneeflocken glitzern von Cathryn Constable

Eine märchenhafte Liebeserklärung an die russische Sprache :)




Autorin: Cathryn Constable 
Titel: Wo Schneeflocken glitzern

Originaltitel: Wolf Princess Übersetzt von: Ilse Rothfuss 

Verlag: Carlsen erschienen: 25.10.2013
Genre: Kinderbuch
Meine Altersempfehlung: 10-13 Jahre

Seiten: 336
Preis & kaufen: 
Gebunden:16,95€ E-book: 11,99€

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erster Satz:
»Halte meine Hand, Sofie. Wir müssen jetzt los!«



Sophie ist überglücklich. Ihre Internatsklasse macht einen Schulausflug nach Russland.
Dafür fälscht sie sogar die Unterschrift ihres Vormunds. Endlich wird sie das Land sehen, von dem sie schon ihr Leben lang träumt! Als aber ihre russische Betreuerin plötzlich aus dem Zug verschwindet, sind Sophie und ihre beiden Freundinnen auf sich allein gestellt, inmitten einer einsamen, tief verschneiten Winterlandschaft und ohne Verbindung zur Außenwelt. Doch Prinzessin Volkonskaja nimmt sie in ihrem Palast auf. Auch wenn Sophie rätselhaft ist, wieso sie die Mädchen bereits erwartet hat …QUELLE



Mit einem Wort: Kitschig. Und detaillierter: Viel zu kitschig und auch ziemlich nichtssagend.
Besonders das Cover: Orangene Schneeflocken, eine Ballerina (glaube ich) und Babyblauer Hintergrund. Viel komischer finde ich allerdings die Wahl des Einschlagpapieres, dass den Buchdeckel mit den Seiten verbindet. Orange. Wie die Schneeflocken auf dem Cover. Grässlich, oder? Wo Schneeflocken glitzern gefällt mir im Gegensatz dazu schon besser, es hat Bezug auf die Geschichte und klingt auch wunderschön, wenn auch etwas kitschig. Trotzdem hätte man meiner Meinung nach auch einfach "wolf princess" übernehmen oder direkt übersetzen können, das passt einfach noch besser und klingt märchenhafter.

Sofie, eine Waise am "Bloomsbury College for Young Ladies" träumt davon, einmal den vereisten Silberwald im Land ihrer Träume, Russland, zu sehen und so ihrem trostlosen Leben zu entkommen

Erstmal sollte man zwei Dinge klären: Die Geschichte hat, wenn überhaupt, nur einen klitzekleinen Hauch von Fantasy. Trotzdem hat die Geschichte gerade durch Sofies Traum vom Silberwald und von dem Lied, dass sie durch ihren Vater kennenlernte, etwas magisches.

Der Schreibstil war sehr seicht, gemächlich und zugegebenermaßen auch nicht wirklich spannend, allerdings hat das ganze etwas von leise fallenden Schneeflocken: Sie faszinieren einen trotzdem oder gerade deshalb und man könnte Stunden damit verbringen, sie zu beobachten oder im Falle des Buches, zu lesen. Hierzu muss ich aber auch sagen, dass ich das Buch wie gesagt für 10-11 Jährige empfehlen würde, in diesem Alter hätte ich es glaube ich noch wirklich spannend gefunden ;)

Gerade am Anfang hatte ich leider wirkliche Probleme mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Habt ihr schonmal versucht, eine Schneeflocke zu fangen? So ist es auch hier: Immer, wenn ich dachte, jetzt kann das Buch mich doch noch kriegen, verschwinden diese Momente so schnell, wie sie gekommen sind, so schnell, wie Schneeflocken auf der Zunge zerschmelzen.

Die Szenen im Internat waren ganz nett, um sich einzufinden, sich an die Charaktere zu gewöhnen und vor allem, Sofie mit den Problemen, die sie hat, kennenzulernen.

Was die Charaktere angeht, kann man das allerdings ziemlich schnell zusammenfassen:
Sofie, das üüüüüberaus unscheinbare Durchschnittsmädchen (Ja, an dieser Stelle ist es gestattet, die Augen zu verdrehen, denn das wird mindestens jede dritte Seite erwähnt). Sie ist eine Vollweise und ihr Vormund macht ihr das Leben nicht gerade zum Zuckerschlecken, Geld ist für sie sehr knapp, so muss sie zum Beispiel in zerschlissenen Klammotten durch das Internat schlendern.

Dann wären da noch ihre Freundinnen, Delphine und Marianne.
Auch sie sind sehr klischeehaft gezeichnet: Marianne ist die schlaue, trägt eine Brille und ist unheimlich gut in der Schule, Delphine ist die französische Nachwuchsdiva, unglaublich chic und eingebildet, und natürlich, wie sollte es anders sein, sehr reich.

Was mich wirklich gewundert hat, war, wie diese drei Mädchen Freundinnen sein sollen. Das einzigste, was sie verbindet, ist, dass sie sich im Internat ein Zimmer teilen. Sympathie zwischen den einzelnen Charakteren gab es hier wirklich nicht.

Trotzdem war ich gespannt auf die Geschichte der 13-Jährigen Sofie und ganz besonders auf die Schilderungen von St. Petersburg, wo ich im Sommer selbst war und daher wirklich gespannt war, wie man den ganzen Prunk dort in Worte fassen könnte.

Nunja, sagen wir es so: Das schafft die Autorin genauso wenig wie ich, allerdings geht es auch sofort weiter, und zwar in einem Zug, der die Mädchen wohl auf das Landhaus ihrer Gastmutter bringen soll.  Stattdessen landen sie allerdings mitten in der Pampa des Winterwaldes, wo mich Sofie zum ersten Mal für sich begeistern konnte, wenn auch nur kurz:
Auf einmal muss sie die Zügel in die Hand nehmen und ein Stück ihrer "ich bin so unscheinbar" Hülle abwerfen, und hier lässt sie sich auch zum ersten Mal wirklich auf das Abenteuer ein, dass sie erwartet.

Wer jetzt aber denkt, dass Sofie tatsächlich anfängt sich zu einem selbstbewussten Mädchen zu mausern, den muss ich enttäuschen, denn oberflächlich verändert sie sich zwar etwas, aber im Kern ist sie immernoch genau dieselbe, was wirklich schade ist.

Nach einer weiteren Zug- und Kutschfahrt, in der man zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen Sofies Träumen und des Abenteuers, das man erlebt, ausmachen kann,  lernt man endlich die Volkonskiprinzessin kennen, deren Familie längst vergessen ist, genau wie der Winterpalast, in dem sie wohnt.

Kurzer Einwurf: Erstmal ist sie erwachsen und das einzige lebende Mitglied ihrer Familie, dann wäre sie doch wohl eine Fürstin, oder? In dem Fall ist sie wohl eine Fürstin über ein zerfallenes Gemäuer und ungefähr 6 Personen, die für sie den Haushalt schmeißen, sonst kennt sie aber niemand.

An vielen Stellen wie diesen wirkte das ganze einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen und man merkt deutlich, dass die Autorin zwar die russische Sprache liebt, aber sich über das Land keine allzu großen Gedanken gemacht hat, wodurch vieles unglaublich stereotypisch wirkt.

Und trotzdem: Je weiter die Geschichte vorangeht desto mehr mochte ich sie. Mit der Zeit konnte ich die Ungereimtheiten immer weiter in den Hintergrund schieben, genau wie die vielen Klischees und die fehlende Tiefe der Geschichte, die mich am Anfang sehr gestört haben. Und auch wenn mir das Ende zu schnell und zu vorhersehbar kam:
Im laufe der Zeit wird die Geschichte zu einer simplen Liebesgeschichte an die russische Sprache, die etwas einzigartig Märchenhaftes hat. Sicher, wenn man eine Liebesgeschichte und großes Herzklopfen sucht, ist man mit diesem Buch nicht gut beraten, aber wenn man ein modernes Märchen sucht, hält man hiermit eine Gute Wahl in den Händen.

Perfekt ist die Geschichte sicherlich nicht, aber seit wann müssen Märchen perfekt sein, wenn sie einen Träumen lassen? Denn genau das schafft dieses Buch, wodurch es mich wirklich überrascht hat.

Aber wie soll man so ein Buch bewerten? Ein All Age Roman ist es sicherlich nicht und genau darin liegt die Schwierigkeit für mich: Wenn ich das Buch mit 10, 11 gelesen hätte wären es wahrscheinlich 3,5 Kornblumen geworden, aus meiner heutigen Sicht würde ich aber eher zu 2,5-3 tendieren...
Deshalb gibt es jetzt, nach langem Grübeln von mir 3 Kornblumen und dazu einen kleinen Zauberhaft-Bonus, den ich extra für dieses Buch einführe.

An Carlsen, der uns das Buch auf der Buchmesse bereitgestellt hat :)

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